Der moderne Mann hat in Köln versagt

Der moderne Mann hat in Köln versagt

Die Männer haben ihren Frauen Silvester nicht geholfen. Sie waren gelähmt, orientierungslos und haben die zivilgesellschaftliche Feuerprobe unter verschärften Migrationsbedingungen nicht bestanden.

Diese Woche konnte ich mich lange nicht entscheiden, welcher Krise ich diesmal die Kolumne widmen soll. Wir sind von Krisen umstellt. Die Flüchtlingskrise, die Krise der Europäischen Union, die Krise der großen Koalition und die Krise, die Angela Merkel kriegt, wenn sie an Horst Seehofer denkt, das sind nur die prominentesten Krisen, die täglich die Nachrichten beherrschen.

Kleinere Krisen werden schon gar nicht mehr wahrgenommen. Dabei gibt es sie natürlich nach wie vor, die Krise nebenan, die zur Kurzmeldung wird, wenn das alltägliche Krisenmanagement versagt und der demente Opa sich mit dem Rollstuhl im Wald verirrt, wo ihn kurz vor dem Erfrieren ein Jagdhund entdeckt.

Auf der Suche nach einer alles überwölbenden Krise stieß ich auf die Krise des Mannes. Der Mann ist in seiner konventionellen wie in seiner postkonventionellen Version zum Problem unseres Zeitalters geworden. Welchen Ärger er konventionell, also testosterongesteuert, gewaltbereit, sexistisch machen kann, wissen wir seit der Silvesternacht von Köln alle.

Unter arabischen Migranten tritt dieser Typus häufiger auf als unter den Gemeinschaftskundelehrern eines Freiburger Gymnasiums oder in der Leserschaft des Familienmagazins "Nido". Doch er ist natürlich nicht auf dieses Milieu beschränkt.

Was für eine peinliche Erfahrung

Köln steht aber auch für die Gefahr, die vom postkonventionellen Mann ausgeht, also von der Abwesenheit von Mut, Heldentum, Verteidigungsbereitschaft, Beschützerinstinkt, Fürsorglichkeit, Stolz und all diesen Dingen, deren Nichtvorhandensein der Grund dafür ist, dass keinem der Kölner Aggressoren auch nur ein Haar gekrümmt wurde.

Niemand redet gern offen über diese peinliche Erfahrung. Aber hinter vorgehaltener Hand ist sie längst zum Thema geworden, vor allem unter Frauen. Der postkonventionelle Mann hat seine Globalisierungs-Feuerprobe unter verschärften Migrationsbedingungen nicht bestanden. Er war gelähmt, überfordert, orientierungslos und ohne Polizeischutz auch nicht ansatzweise in der Lage, zivilgesellschaftliche Regeln des Zusammenlebens zu verteidigen.

Natürlich müssen diese Regeln von Männern und Frauen gemeinsam verteidigt werden. Aber wenn schon Männer die dafür im Krisenfall nötige Robustheit nicht aufbringen, wird das schwer.

Und der konventionelle Mann wird dann nie lernen, dass Gleichberechtigung keinesfalls bedeutet, dass man mit den Männern sowieso nicht zu rechnen braucht.


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05.02.2016